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ROMANA PRINOTH Künstlerisches Profil der 6 Gewinner der 3ª Trienala Ladina

Romana Prinoth
Romana Prinoth

Romana Prinoth:

1960 in Brixen (Südtirol) geboren, wächst in Gröden in einer Kaufmannsfamilie auf, bewegt sich aber von ihrer Kindheit an in einem künstlerischen Umfeld. Der Großvater Luis Senoner sowie ihr Verwandter Guido Anton Muss sind zwei bekannte Künstler. Romana interessiert sich bereits in ihren jungen Jahren für die Fotografie. Nach dem Doktoratsstudium in Ur- und Frühgeschichte und Archäologie ist sie bis zu ihrem 40. Lebensjahr wissenschaftlich tätig, unter anderem auch im Projekt rund um „Ötzi“, dem Mann aus dem Eis. Romana Prinoth widmet sich sodann ausschließlich der Fotografie. Sie lebt mit Ihrer Familie in Innsbruck.

Auswahl der wichtigsten Ausstellungen:

  • 2005 Fiamme e ceneri, Fotoforum West, Innsbruck
  • 2006 Transitions, Galerie Fotoforum, Bozen
  • 2007 Flowers, Kunstraum Cafè Mitterhofer, Innichen (Bozen)
  • 2008 Verwandlungen – Metamorfosi, Gefängnisgalerie, Kaltern (Bozen)

Jahrelang hat Prinoth unersättlich Blumen fotografiert. Jede Blüte entfaltet Charakter und Profil. Die Landschaftsfotografie ist, wie die Blumen, der positiv besetzten Flüchtigkeit des Augenblicks verschrieben, nur ist die Bewegung hier nicht subtil unterlegt, sondern vordergründig. Vom fahrenden Zug oder Auto aus hält sie Ansichten fest, die sich in exakt diesem Blickwinkel unwiederholbar ihren Platz sucht. Obwohl in Bewegung wirken ein Baum, ein Strauch ... oft wie eine Verankerung des Augenblicks. „Es geht um Licht, eigentlich immer nur um Licht“ sagt Prinoth.

(Karin Dalla Torre, Transitions)

Romana Prinoth liefert keine statischen Fixbilder, sondern fordert die Betrachterinnen und Betrachter zur unmittelbaren Konfrontation heraus. Stellt man sich den Arbeiten der Fotografin wird man unweigerlich dazu eingeladen, im eigenen Seelenkino Platz zu nehmen. Abstraktion und Anonymität verlieren ihre zentrale Bedeutung und werden zur konkreten und intimen Angelegenheit jedes Einzelnen…

(Lisa Trocker, Face to Face)

Mit ihrer Fotografie erzeugt Romana Prinoth Kommunikation zwischen Reizen, Wahrnehmung und Empfindungen. Die Künstlerin wird zur Mittlerin zwischen Aussen – und Innenleben. Die Fotografien reflektieren immer wieder aufs Neue die Projektionen der Rezipienten, so als würde ihnen ein Spiegel vorgehalten, der nicht selten unbekannte Sphären des eigenen Ich offenlegt.    

(Lisa Trocker)

Die Arbeit von Romana Prinoth

by Adam Budak

Die Fotoarbeiten von Romana Prinoth (1960) sind Aufzeichnungen zerbrechlicher Augenblicke des unheimlichen Übergangs zwischen Wirklichkeit und Unwirklichkeit, zwischen Formen und Figuren an der Schwelle zwischen Abstraktion und Konkretheit. Ihre Serie ist die Erforschung einer Oberflächenspannung, eine faszinierende Wahrnehmungsstudie, in der riesige Wasserflächen an ein impressionistisches Tableau erinnern – eine verführerische Spiegelfläche, die auf einen Autor wartet, der den Plot der magisch gespiegelten Geschichte vollendet, oder eine neugierige Figur auf der Suche nach einer verlorenen Erzählung in Versuchung führt, in die geheimnisvollen Strömungen dieses Gewässers einzutauchen.

Die Künstlerin manipuliert gängige Betrachtungsgewohnheiten im Bezug zum Medium der Fotografie, indem sie die Grenze zwischen Negativ und Positiv erforscht und Farbe aktiv als Mittel zur Erzeugung poetischer Landschaften der Zugehörigkeit als auch der Bindungslosigkeit, der Einsamkeit wie auch des Gemeinschaftsgeists, einsetzt.

„Es geht um Licht, eigentlich immer nur um Licht”, behauptet die Künstlerin und erklärt ihr Ziel Übergangsbereiche fotografisch einzufangen folgendermaßen: „Mich fasziniert die Metamorphose der Landschaft zum Körper, zur Struktur.“ Für Romana Prinoth sind, in ihren eigenen Worten, „Landschaften zum begreifen – Formen zum erfassen (…) begreifbarer, wie mit den Händen fassbar” die primäre Herausforderung. Folglich wird die Realität verschleiert, Transparenz aufgehoben und die Unbewegtheit des Bildes wird durch die mystischen Ränke des Unbekannten und Geheimnisvollen durcheinandergebracht, die den Raum vervielfachen und Identitäten überlagern. Seltsame und dennoch vertraute Bilder von Natur und Menschen spiegeln eigentlich die inneren Spannungen einer Seele im Zustand des Zweifels und der Angst und beschwören die Malereitradition der romantischen Landschaft und die erhabenen Register der Anziehung und des Ekels herauf.

Prinoths Serie „Ohne Titel“ ergänzt die dichotomische Struktur von MIRRORED STORIES – als weitere Studie eines gleichzeitig gesellschaftlichen wie intimen Porträts des Alltags und dynamisch komponiert in einer Sequenz, die an Filmstandbilder eines Echtzeitfilms erinnert. Die Künstlerin eliminiert die Unterscheidung zwischen Innen und Außen – stattdessen oszilliert ihre Arbeit unausgesetzt zwischen verschiedenen Seiten des Inneren, kartiert den mentalen Raum der Ungewissheit und evoziert die optische Illusion eines komprimierten Raumes und dessen Kontinuität. Ausgestellt in einem Flur, am Nicht-Ort des Museumsgangs wirkt Prinoths Werk wie eine fotografische Tapete, die in einem Trompe-l'Œil-Akt der Doppelung die Eingangssituation wiederholt, die auf Spiegeln basierte Erzählung der Ausstellung einläutet und den Betrachter in ein Wunderland uneingeschränkter Alternativen und des Zweifels an der Repräsentation einführt.