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BARBARA TAVELLA Künstlerisches Profil der 6 Gewinner der 3ª Trienala Ladina

Barbara Tavella
Barbara Tavella

Barbara Tavella

geboren 1972 in Wengen im Gadertal. Lebt in Stern/Abtei.

1986-1991 Kunstschule St. Ulrich in Gröden

1991-1995 Kunstakademie „Brera“ in Mailand

 

Auswahl der wichtigsten Ausstellungen:

2009    “Immaginario su tela”  ZonaK - Mailand

2006    Fotokunst aus Südtirol im Parlament in Wien

2005    Galerie Prisma, Bozen (Einzelausstellung)  

 „Wenn sie hier ist, möchte sie dort sein“, Vetrine Kunstraum  Cafè Mitterhofer,                                               

  Innichen   

           Kunstszene  Südtirol Aktuell, Lanserhaus-Eppan

2003    Panorama 03, Bozen

2002    Das absurde Bekannte, Phoenix Art – Sammlung Falkenberg, Hamburg

           Gemine muse, Trento

2001    Kunstmesse Innsbruck

2000    Sitz des Landtags, Bozen

            Radar, Foto- und Videoarbeiten in Südtirol, Stadtgalerie Bozen

1998    Motive der Stille, St. Pölten - NÖ

            Schloss Katzenzungen, Prissian

            Galerie Museum, Bozen

 

Barbara Tavella hat ihre künstlerische Laufbahn mit der informellen Zeichnung begonnen, hat sich dann aber vermehrt mit anderen Medien wie Fotografie und Video beschäftigt, um sich dann auch in der Malerei zu finden. Im Mittelpunkt der künstlerischen Arbeit von Barbara Tavella steht die Selbstwahrnehmung des weiblichen Körpers im Gegensatz zum Bild des Körpers als Repräsentation von Weiblichkeit. Die Arbeiten von Tavella zeichnen sich durch eine sehr farbenfrohe Buntheit aus, Muster und Tapeten bilden den Bildhintergrund. Die ins Bild gesetzten weiblichen Figuren weisen keine einheitliche Körperlichkeit auf, die Künstlerin überlagert Körperteile mit vorgefundenen idealisierten Bildern aus Massenmedien, setzt Gliedmaßen in unterschiedlichen Posen übereinander, ergänzt ein subjektiv empfundenes Körperbild zusätzlich noch mit einem erweiterten Körper, indem sie ihn verdoppelt und vervielfacht und die Einzelteile zu einem zerstückelten Frauenkörper komponiert.

Die Figuren wirken demnach nicht autonom, sondern fremdbestimmt, und deren Körperlichkeit wird häufig erst über die Kleidung bzw. bunte, drapierte Stoffe, definiert, deren Farbkompositionen mit der Buntheit des Bildhintergrundes in Dialog treten. Mit dieser künstlerischen Recherche reiht sich Barbara Tavella in eine Tradition mit den Künstlerinnen im Umfeld der surrealistischen Bewegung, welche bereits Aspekte des Zusammenhangs von Frau, Bild und Körper vorweggenommen haben. In den Arbeiten von Barbara Tavella wird der Begriff „Körpersprache“ besonders deutlich. Der weibliche Körper fungiert hier als Krisenfigur, die Auseinandersetzung mit dem Blick des Anderen sowie mit unterschiedlichen Weiblichkeitsentwürfen verweigert letztlich den einheitlichen Blick auf einen idealisierten Frauenkörper, und ermöglicht es der Künstlerin, sich kritisch mit der Rolle und Funktion ihres eigenen Frauseins in der Gesellschaft auseinander zu setzen bzw. traditionelle Zuweisungen in Frage zu stellen. (Sabine Gamper)

 

Barbara Tavella interessiert sich für Collage, ist vertraut mit der Weltanschauung des Theaters und bevorzugt das Thema der Fragmentation. Die Zusammenstellung von Gegensätzen ist ihr genau so wichtig wie die Frauen und ihre Welt. Liegende Frauen sind oft präsent in Tavellas Werken, sie sind Ausdruck von körperlicher und mehr noch von geistiger Passivität. An der Malerei liebt sie die Gegenwärtigkeit, das allzeit Präsente. „Wenn ich hingegen meinen Computer ausschalte, Tavella arbeitet auch mit Videoanimationen, dann ist alles weg. Das stört mich“ resümiert sie. Nur indirekt und unbewusst sind ihre Bilder manchmal auch Selbstportrait. Surrealismus und Dadaismus haben sie beeinflusst. Zum Heimatgefühl sagt sie: „Wenn ich hier bin, möchte ich dort sein“. Es spiegelt Tavellas Gefühl der Unbehaglichkeit des Hier-seins, das gleichzeitig auch die Unmöglichkeit des Dort-seins verkörpert. Es mangelt an Kommunikation, die Leute verstehen sich nicht (mehr) und die Entbehrung der Zugehörigkeit macht sich breit. 

 

Die Arbeit von Barbara Tavella

by Adam Budak

  In ihrer Begegnung mit dem Schaffen von Barbara Tavella (1972) setzen die Besucher der Ausstellung MIRRORED STORIES ihre Reise durch Alices Wunderland fort. Das weibliche Individuum steht dabei im Mittelpunkt des Interesses der Künstlerin am Porträt der Verletzlichkeit des menschlichen Körpers und der menschlichen Psyche. Tavellas Grafiken und Aquarelle (manchmal auch in Verbindung mit Fotografie, Video, Ton/Musik) erforschen die körperlichen Landschaften des Weiblichen vermittels theatralischer Repräsentationen des fragmentierten weiblichen Körpers, der entweder als (buntes) Kostüm eines sozialen Musters dargestellt wird oder als auf reines Ornament reduziertes Bild, das neben idealisierten Darstellungen des weiblichen Körpers aus den Medien gestellt wird. Die Künstlerin macht sich die Formensprache der Collage zunutze und verweist auf das Erbe des Surrealismus und Dadaismus, wenn sie ihre Frauenfiguren (möglicherweise Selbstporträts der Künstlerin) als Hybride aus Mensch und Tier, oder als groteske Grand-Guignol-Figuren aus der Welt des Karnevalesken komponiert. Tavellas Welt ist ein Traumland weiblicher Phantasmagorien, in dem verwundete, deformierte Körper in Krämpfen und hysterischen Gesten einen radikalen Ausdruck psychischen Rückzug und Flucht in die Innenwelten emotionaler Sicherheit und Behaglichkeit darstellen. Und erneut befinden wir uns hier auf der Bühne des menschlichen Seins an sich, mitten unter Puppen und zerbrochenen Marionetten – Opfern nicht näher definierter Gewalt und unbestimmten Missbrauchs, in der Menge maskierter Femmes fatales und Heldinnen lokaler Varietés, die ihr übliches Repertoire der Zugehörigkeit und der Entfremdung zur Aufführung bringen, in einem weiteren Spiegel einer zeitgenössischen Gesellschaft im prekären Augenblick ihres eigenen Niedergangs.