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VERONICA ZANONER Künstlerisches Profil der 6 Gewinner der 3ª Trienala Ladina

Veronica Zanoner
Veronica Zanoner

Veronica Zanoner

Veronica Zanoner (del Tinoto Gabana) wird 1922 in Moena im Fassatal (Provinz Trient, Italien) geboren. Sie wächst in einem künstlerischen Umfeld auf, zu ihrem erweiterten Familienkreis zählen verschiedene Maler, Musiker, Bildhauer und Literaten. Seit vielen Jahren lebt sie in Bozen, wo sie stets eine enge Bindung zur lokalen Kunstszene pflegte und zahlreiche Kurse in Malerei und Bildhauerei besuchte. Veronica Zanoner war eine der ersten Mitarbeiterinnen des ladinischen Radios der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt RAI Bozen. Seit vielen Jahren veröffentlicht sie auch regelmässig ihre Schriften in der “Usc di Ladins”, der viel gelesenen Wochenzeitung der ladinischen Minderheit in den Dolomiten. Veronica Zanoner ist Autorin von vielen Schriften über Legenden und Erzählungen zu ihrer ladinischen Heimat, darunter “Racconti e leggende delle Dolomiti di Fassa” (Erzählungen und Legenden der Fassaladiner), “Montagne dell’Enrosadira” (Berge der Enrosadira), “I Segnai, storie di pastori e contadini al confine del reale” (I Segnai, Geschichte von Hirten und Bauern an der Grenze des Realen “L stradon de la Ladinia” (Die groβe Dolomitenstraβe) und der Lyrikband “Leam ke rekonjonc” (Beziehungen, die verbinden). Hervorzuheben sind weiters die Ölbilder “Dolomiti impazzite” (Dolomic feruscoi, Verrückte Dolomiten) und die Serienmalereien “Ciavai” (Pferde) sowie die Bilder “Orchidee” (Orchideen) und “Le trei Grazie” (Die drei Grazien).

Jeder Berg in den Dolomiten trägt den Mythos und die Legende in sich, oft sind diese Gipfel mit mystischen und transzendentalen Motiven bereichert. “Vera”, so der Künstlername von Veronica Zanoner, versucht diese Elemente näher und klarer zu definieren, sie zu veranschaulichen, indem sie die charakteristischen Formen “ihrer” Berge erfasst. Bei diesem Vorgang greift sie auf künstlerische Stilmittel zurück, die im Kubismus und Impressionismus beheimatet sind.

 

Die Arbeit von Veronica Zanoner

by Adam Budak

  Vorwiegend in den frühen 1970er-Jahren entstanden, sind die seltenen Gemälde von Veronica Zanoner (1922) atemberaubende Zeugnisse für künstlerische Virtuosität. Zanoners Leinwände erinnern an poetische Skizzen und vermitteln intime Eindrücke von Kultur und Natur, indem beides als abstrakte und zerbrechliche Denk- und Sehlinie ineinander gemorpht wird. Die reichhaltige Palette an weichen jedoch intensiven Farben, die in einem selbstbewussten und wohl überlegten aber doch auch großzügigen, offenen und spontanen Gestus auf der Leinwand aufgetragen sind, sowie die Überfülle an originär konzipierten wie vermittelten geometrischen Formen machen das einzigartige Vokabular von Veronica Zanoners Position als Malerin aus. In ihrem Versuch eine ins monumentale gesteigerte Version der sie umgebenden Berglandschaft wiederzugeben und die entmenschlichte Welt um sie herum mit Sinnlichkeit zu erfüllen unterzieht Zanoner Die Formensprache des Kubismus mit seiner strengen Geometrie und seinem Kompositionsbewusstsein einer Neubetrachtung, ebenso wie die Wahrnehmungsmechanismen des Impressionismus. Ihre Gemälde organischer Welten, verwunschener Naturreservate, grandioser Architekturen und mythologischer Motive sind massive plane Farbfelder, die wie sorgfältig gerahmte Spiegelflächen in der Schwebe zwischen Realismus und Abstraktion stehen , irgendwo im vagen und mystischen Bereich des Tagtraums, doch umrissen mit einem Gespür für Kontrolle und Präzision. Auch dies sind Orte der Leere und Absenz, die in ornamentale Wirklichkeiten verwandelt sind, in denen kein menschliches Wesen zu sehen ist, gleich surrealen Modellen einer noch zu erbauenden Welt, noch zu aktivierenden mosaikartigen Strukturen der Imagination. Auch wenn sie heimische Landschaften in der unmittelbaren Umgebung der Künstlerin darstellen, sind Veronica Zanoners Gemälde eigentlich Tableaus archetypischer und utopischer Erzählungen jenseits aller Dimensionen von Raum und Zeit, mit den Mitteln der Malerei in Szene gesetzte Kaleidoskope des Universums im lebendigen Zustand organischer Schwingung.