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Konzept zur 3ª Trienala Ladina by Adam Budak

Konzipiert vom Museum Ladin Ciastel de Tor ist die 3ª Trienala Ladina mit dem Titel MIRRORED STORIES ein Ausstellungsvorhaben, das innerhalb der Architektur von sechs „Gehäusen“ inszeniert wird, das mit ganz individuellen künstlerischen Stimmen vorgetragene ferne und doch vertraute Echos anklingen lässt und sich über zwei beinahe identische Ausstellungsinterieurs erstreckt.

Logo 3ª Trienala Ladina
Logo 3ª Trienala Ladina

Somit ist MIRRORED STORIES eine doppelte Ausstellung, die Studie einer (unmöglichen) Symmetrie, der Versuch, eine Dichotomie zwischen einzigartiger Erzählung und Repräsentation zu umreißen. Gegliedert durch die Grenze einer spiegelartigen Fläche, setzt diese Ausstellung einen Dialog in Gange, einen Austausch zwischen Subjektivitäten, und hinterfragt auch die Einzigartigkeit und Integrität des künstlerischen Ausdrucks. Sie ist Instrument, Spiegel, Ermittlung einer Oberflächenspannung: eine Ausstellung als ihr eigene Doppelung, der Raum des Ichs und des Anderen, eine Schattierung und ein Schatten, ein Zugang zu den Mehrdeutigkeiten des Realen.

Die Schau erzeugt in einem Rausch des Trompe-l'Œil und der Täuschung als Raum- und Zeiterfahrung des gespaltenen Subjekts ihr eigenes Selbstporträt. Durch Manipulation dieser Erfahrung vermittels einer Spannung zwischen Nähe und Distanz suggeriert diese Ausstellung ein Spiel mit der Wahrnehmung, in dem durch eine symmetrische Topografie zweier paralleler Ausstellungsinterieurs beide Seiten einer Geschichte reflektiert werden. In der Tat sind es also zwei Ausstellungen, da ja das Ausstellungskonzept auf einer solchen quasi schizophrenen Aufteilung beruht; zwischen Ausstellung und deren gleichzeitiger Nachstellung in einem Raume „nebenan“ unter Anwesenheit der Akteure doch versteinert in der Geste eines noch unabgeschlossenen Prozesses.

Als Versuch ist MIRRORED STORIES sowohl Betrachtung als auch Spiegelung des Realen und des Irrealen, des Seins und des Nichtseins, des Raumes und dessen Illusion, ein permanenter Austausch von Präsenz und Absenz, Trennung und Zugehörigkeit. Als ein solches dispositivo speculum konstruiert, stellt die Ausstellung einen Spiegel als Verlangen nach einer Erweiterung des Raumes über die Grenzen ihrer physikalischen Grenzen hinaus dar – ein Wunder der Oberfläche, einen Schauplatz der Entdeckung (des eigenen Abbilds des Seins) doch auch der Distanzierung (vom eigenen Abbild des Seins), eine „fortwährende Zeugung“ (Agamben) des Bildes, die von der Gegenwart des Betrachters angetrieben wird. Sie suggeriert die Mehrdeutigkeit des Geschichtenerzählens wie auch der Konstruktion einer Geschichte an sich. Solcherart gespiegelt zur Schau gestellt erscheint das Ich sowohl losgelöst als auch gefesselt und die Doppelung verwandelt das Feld des Sichtbaren in eine Verlängerung des Betrachters: ein Zustand der extremen Trugbildern und Geistesgestörtheit ähnelt (Warner).

Die zu dieser Ausstellung eingeladenen Künstlerinnen und Künstler erforschen das Bild und dessen Essenz (Malerei), dessen Schein (Grafik und Aquarell), dessen Zweifel (Fotografie), Subversion (Bildhauerei) und Fragmentierung (Installationskunst). Architektur und Raum bleiben dabei die Lieblingskommunikations- und Ausdrucksmittel der Künstlerinnen und Künstler – zwischen Ausverhandlung und Zähmung, Begehren und Zurückweisung, zwischen „hier“ und „jenseits“ ist der Raum gleichzeitig Phantom wie auch physische Erfahrung, eine Miniatur die sowohl Intimität als auch Großartigkeit garantiert, indem sie in der Lage ist, durch ihre endlose Spiegelung und Entfaltung die Illusion von Unendlichkeit zu erzeugen. Somit sind die MIRRORED STORIES reflektierte Materie, wiederholte Gesten, auswendig gelernte Akte, nachhallende Stimmen, widerhallende Orte – alles unter einem Dach in der im Museum Ladin Ćiastel de Tor vor der verwunschenen Kulisse der Dolomiten in Szene gesetzten heterotopischen Theatralik.