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Ausstellungseröffnung: 15.6.2007 um 18.00 Uhr

Roland Senoner Das Spiel mit der Feder

Sonderausstellung

  

„Das Spiel mit der Feder“

Ein doppeldeutiges, „ernsthaftes“ Spiel in der Leichtigkeit der Federn von Roland Senoner

 Museum Ladin, St. Martin in Thurn, Torstr. 72

Roland Senoner betreibt eine streng methodische Kunst, die durch ihre besessene Genauigkeit besticht und den Zuschauer in ein magisches, doch anhand präziser Regeln aufgebautes Netz zu ziehen vermag. Abgesehen vom ersten Eindruck, der fasziniert und einen scheinbar sofortigen Zugang gewährt, kennzeichnen sich die Werke des Grödner Künstlers durch eine wesentliche Doppeldeutigkeit. Auf den großen Papierflächen verfolgen einander abgeschnittene Auerhahnfedern, ein vom Künstler als persönliche Handschrift erwähltes Motiv, das zum Modul schlechthin für seine Kompositionen wird und den Werken ihren Rhythmus und ihre Kraft verleiht. Gleichzeitig wird das Motiv aber auch zu einem Vorwand und verwandelt sich zunehmend in halbabstrakte Zeichen. Eine Feder wird immer nur angedeutet und mit anderen vereint, die aber nie miteinander identisch sind. Am Anfang strahlen sie einen dunklen Glanz aus, werden aber immer heller, größer und abstrakter. Der Kontrast zwischen Hell und Dunkel rückt zunehmend in den Vordergrund und ruft „Federmodule“ ins Leben, die von einer unerhörten Energie erfüllt sind. Diese einzelnen Elemente besitzen eine dreidimensionale Kraft, die den Nutznießer und sein Umfeld erobert. Sie lassen sich jedoch nicht eindeutig abgrenzen und eignen sich dadurch für unzählige Kombinationsspiele. Diese Spiele können sich nur im Geist abwickeln oder aber eine körperliche, konkrete Gestalt annehmen, wie es bei dieser Ausstellung für das Museum in Ciastel de Tor der Fall ist.

Der diesen Federmodulen innewohnende spielerische Geist hängt jedoch mit einer völlig ernsthaften Komponente zusammen – eine Vereinigung, die konzeptuell durch die Lektüre eines Klassikers wie des Homo ludens von Johan Huizinga bekräftigt werden kann. Laut Ansicht des niederländischen Historikers ist das Spiel etwas völlig Ernstes und in erster Linie eine freiwillige Handlung; das Spiel überschreitet die Grenzen der rein biologischen Aktivität: In dieser Funktion hat es einen Sinn. Die Überlegungen von Huizinga können als Grundgedanke des Verweisspiels gelten, durch welches sich Roland Senoners Werk kennzeichnet: ein Spiel mit einer innerlichen Doppeldeutigkeit, bei dem die Wahrscheinlichkeitsregeln überschritten werden und es jedem von uns freisteht, unzählige Kombinationslösungen zu finden.

Die Spieler-Nutznießer können gemeinsam mit dem Künstler die unendlichen Zeichnungsmöglichkeiten testen und auf diese Weise die individuelle, innige Suche nach einer Sinnhaftigkeit mitverfolgen, die der Künstler sich fortwährend zum Ziel setzt.

                                                                               Letizia Ragaglia

Gäste zur Ausstellungseröffnung:

Dr. Bruno Hosp, Präsident der Südtiroler Landesmuseen

Dr. Heinrich Huber, Vize-Präsident der Südtiroler Landesmuseen

Dr. Florian Mussner, Landesrat für Ladinische Kultur

Dr. Lisa Trockner, Kunsthistorikerin

Roland Senoner, Künstler

Musik mit der Perkussionistengruppe der Musikschule Gröden