Tourismus und Wirtschaftsgeschichte

Die Berge als Kulisse und Sportarena

Zur Tourismusgeschichte der Dolomiten

Bergsteiger, Sommerfrischler, Künstler und Bohemiens: Sie alle bringen ihre jeweils eigene Neugier in die Bergwelt mit.

In tagelangen Fußmärschen wandern um 1850 englische Alpinisten in die ladinischen Täler. Ihr Ziel: die imposanten Felswände und Gipfel der Dolomiten. Eisenbahnverbindungen und die großen Hotels ziehen ab 1870 auch Nobeltouristen an, die sich - ohne allzu viel körperliche Anstrengung - an Höhenluft und Alpenglühen laben. Die Bewohner der Dolomitentäler stehen vielfach im Dienst der Gäste, beispielsweise als Hotelpersonal oder als Bergführer. Manche von ihnen aber gründen bald eigene Betriebe und bringen - etwa ab 1900 - in der Wintersaison den Gästen neue Sportarten bei.

Nach 1945 wird der Dolomitentourismus zum wichtigsten Wirtschaftszweig der Region.

Die Viles im Gadertal

Eine alte bäuerliche Siedlungsform

Kleine kompakte Siedlungsanlagen prägen seit vielen Jahrhunderten das Untere Gadertal: die Viles. Gleichmäßig verteilen sie sich über die landwirtschaftlich nutzbaren Talhänge. In rauem Klima, auf schwierigem Gelände, basiert das Leben der Bewohner seit Jahrhunderten auf einer einzigartigen Form gemeinschaftlicher Organisation sowie auf Selbstversorgung. Das bedeutet, gute und schlechte Böden sind ausgewogen auf die Höfe verteilt, ein sensibles Gleichgewicht herrscht zwischen Ackerbau und Viehwirtschaft, Wälder und hochgelegene Almweiden werden zum Teil gemeinsam genutzt. Darin unterscheiden sich diese alten Siedlungen grundlegend von den jüngeren, auf Viehzucht spezialisierten, einzeln gelegenen Höfen. Diese entstanden erst im Hoch- und Spätmittelalter, als Feudalherren den höchstmöglichen Nutzen aus den Dolomiten ziehen wollten.

Die Eisenstrasse

Teil eines frühindustriellen Produktionssystems

Die Bischöfe von Brixen betreiben seit dem späten Mittelalter ergiebige Erzgruben in der Nähe von Col de Santa Lizia. Das Eisen wird aus dem hochwertigen Erz nicht vor Ort erschmolzen sondern dort, wo die Wälder genug Holzkohle für den Schmelzofen hergeben, in Andrac und bei Arparora (Rü dla Fujina). Mitglieder der Bauernfamilien arbeiten als Knappen in den Gruben und an den Schmelzöfen. Sie transportieren aber auch Erz und erzeugen Holzkohle. Kleine Schmieden entlang der Gebirgsbäche verarbeiten auch das Roheisen im ladinischen Gebiet weiter.