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CLAUS VITTUR Künstlerisches Profil der 6 Gewinner der 3ª Trienala Ladina

Claus Vittur
Claus Vittur

Claus Vittur

geboren 1967, lebt in Stern/Abtei im Gadertal

1981-1986  Kunstschule St. Ulrich Gröden 
1988 –1992 Kunstakademie „Brera“ Mailand 


Auswahl einiger Einzelausstellungen:

2005 Ragenhaus Bruneck (Südtirol),

2007 Stadtmuseum Klausen (Südtirol)

2007 Galleria Lietti – Como

2008 Campus Point – Lecco

2009 ZonaK – Mailand

2010 Analogie - Chiesa S.Pietro in Atrio – Como

 

Claus Vittur zeichnet und malt aus bestehenden Fotos und Motiven, verfolgt aber dann einen ganz persönlichen Weg und reinigt das Bild von allem Überflüssigen. Seine Kunst ist keine eins zu eins Reproduktion von Motiven, sondern ein Prozess, der ein reifendes neues Objekt schafft, bei dem sich unterwegs Gröβe, Lichtverhältnisse, Formen und Inhalte verändern und weiterentwickeln. Vittur “verwüstet” seine Bilder und überträgt eine klar spürbare Spannung. Aus ihnen steigt eine perfekte Stille hervor. Die reale Landschaft interessiert Vittur nicht, wohl aber entdeckt man bei ihm die groβe Sehnsucht nach der Offenheit der Natur, gegeben von Meer, weiten Flächen und ebenen Landschaften. Einige Bildmotive erscheinen beim ersten Anblick einfach und banal, werden aber beim vertieften Blick komplexer. Auch das auf Anhieb ungenaue und verschwommene Bild wird mit der genauen Analyse durchaus präzise. Der Gegensatz wächst aus Vitturs Arbeiten hervor und beschäftigt den Zuseher zunehmends. Selten treffen wir in Vitturs Bildmotiven Menschen an, oft werden auch alle anderen Objekte entfernt. Vitturs Malerei ist gekennzeichnet von Stille und Leere, von kahlen und melancholischen Landschaftsbildern, die auf den Zuseher trostlose Empfindungen der Zeitlosigkeit und existenziellen Einsamkeit übertragen. (Simone Frangi)

 

Claus Vittur liebt es nicht über sich und seine Arbeiten zu sprechen. Er bedient sich ihrer, um zu kommunizieren und versucht, zu verstehen wohin der Weg ihn führt. Seine Werke dienen ihm, um seinen künstlerischen, aber auch seinen existentiellen Weg zu finden. Die Objekte sind in seinen Bildern nie vordergründig, eine groβe Wichtigkeit nimmt stets die Leere ein. Kalte, kahle Räumlichkeiten beherrschen seine Arbeiten und das Licht dominiert die Szene. Die Motive, die seine Bilder inspirieren, entstammen aus virtuellen Archiven, es sind universale Motive. Vittur geht den Weg der Einfachkeit und Normalität und verlässt sich ganz auf seine Sinne und Gefühle. Dieser Weg führt ihn aber nicht zu einem sicheren Ort, auch die Zeit bleibt undefiniert. Der Nebel verschleiert die Sicht auf den Horizont und die Treppen führen stets nach oben: es ist die Metapher des Lebens. Seine Bilder vermitteln Melancholie und Nostalgie nach dem Absoluten, sie belehren uns nicht mit Wahrheiten, vielmehr überhäufen sie uns mit Fragen. Vittur entflieht aus seiner persönlichen Geschichte und begibt sich in eine allgemeine Dimension, wo jeder von uns verschiedene, individuelle Ansichten entwickelt. (Angela Madesani)

 

Die Arbeit von Claus Vittur

by Adam Budak  

Eine einnehmende Stille erfüllt die leeren Interieurs und Landschaften in den asketischen Gemälden von Claus Vittur (1967). Das vorherrschende Gefühl der Verlassenheit erzeugt eine Melancholie, die die Malereitradition der Spätromantik in den Vordergrund rückt, welche in jenen Gemälden wohl mit noch nie dagewesener Hingabe und Treue zitiert wird. Abgemalt von Fotografien sind das gefundene Orte außerhalb der Zeit, idealisierte Schauplätze beinah biblischer Urtümlichkeit, unschuldige und erhabene, märchenhafte und archetypische Umgebungen, doch zur gleichen Zeit auch verwirrende und prekäre Orte unbekannter Dramen und psychischer Spannungen, in der Tat ebenso stumme wie poetische Ankündigungen der nahenden Apokalypse, die in den hektischen Hauptquartieren der wirklichen Welt hinter der nächsten Ecke lauert. Sehnsucht ist dabei anscheinend das Hauptthema in Vitturs Poetik des Raumes: sie beschwören die Erinnerung an (eine idyllische) Kindheit herauf, die leeren Räume mit nackten Wänden, mit halb geöffneten Fenstern und Türen als Erzeuger des Zusammenspiels von Licht und Schatten; sie sind für gewöhnlich von anonymen Menschenansammlungen bevölkert, doch diesmal seltsam verlassen, fungieren hier die Nicht-Orte der Flure, Treppen und Wartezimmer im Rahmen von Vitturs Gemälden als eindrucksvolle Metaphern für Zustände der Entfremdung und Topoi gelöschter Identitäten. Licht ist die einzige Präsenz, wogegen der Mensch gestrichen ist, beiseitegeschoben, nicht mehr im Zentrum des Interesses, verleugnet, möglicherweise in tiefer einsamer Meditation versunken. Auch in den offenen weiten Landschaften mit geheimnisvollen Pfaden und dichter von einem saftig-sinnlichen grünen Filter bedeckter Vegetation befindet sich ausschließlich Licht, eine beinah spirituelle Präsenz, die mystische Spur des Absoluten, die die glänzende Fläche eines Spiegels konturiert, ein weiterer Fluchtweg für eine Seele im Zustand höchster existentieller Spannung.